Der organisierte Rinderwahnsinn: Das geht auf keine Kuh-Haut!
Die armen Rindviecher haben es nicht leicht. Oft werden diese genügsamen und empfindsamen Tiere einfach als dumm bezeichnet und jetzt als Treiber des Klimawandels gebashed. Sie pupsen Methan. Sie fressen den Regenwald. Ja, aber warum?
Wir Menschen und das liebe Vieh
Ja, wir sind es, die verantwortlich sind dafür, was die Viecher machen. Denn wir nutzen sie. Im wahrsten Sinne des Wortes: wir nutzen die Tiere aus. Mit enormen Folgen für unser Umwelt und dramatischen Folgen für die Tiere selbst. Das möchte ich hier am Beispiel der Milchindustrie beleuchten. Alleine das Wort MilchINDUSTRIE klingt nach Fabrik und den Anfängen des Kapitalismus. Und genau das ist es auch – Ausbeutung total.
Mit den Augen einer Kuh
Versetzen wir uns doch mal in eine Kuh, also ein weibliches Rindvieh. Nach der Geburt werden wir sofort von unserer Mutter getrennt und bekommen Ersatzmilch aus einem Spender. Wir stehen zusammen mit anderen Kälbern, denen es nicht besser geht. Wir versuchen, uns gegenseitig zu trösten, das Rufen nach unseren Müttern haben wir aufgegeben. Kaum sind wir geschlechtsreif, werden wir das erste Mal vergewaltigt. Als Mensch wären wären wir keine 10 Jahre alt. Wir bekommen ein Kind, kaum, dass wir es trocken geleckt haben, wird es uns weggenommen. Wir rufen es, es antwortet, aber dann verstummen seine Rufe. Wir sind unendlich traurig. Aber da ist ja diese Milch. Der ganze Euter ist zum Platzen gefüllt! Jeden Tag werden wir zwei Mal gemolken von Maschinen. Wir sind unendlich hungrig und werden trotzdem nicht satt. Mittlerweile sehen wir aus wie ein magersüchtiges Mädchen mit einem Busen der Größe XXL. Aber wir sind schon wieder schwanger. Wir denken darüber nicht mehr nach. Wenn wir ausgewachsen sind, mit 5 Jahren (entspricht dem Menschenalter 20 Jahre), werden wir getötet. Es wäre auch nicht mehr gegangen; wir sind ausgelaugt, die Hufe verformt, der Euter entzündet. Unser Geist schon längst erloschen.
Die industrielle Ausbeutung des Lebens
Das Leben einer Kuh sieht komplett anders aus, als uns die Werbung vorspiegelt. Die heile Welt des Milchviehs findet nur in der Werbung statt und auf der Webseite des Deutschen Bauernverbandes. In der TAZ wird die Studie zu Milchvieh diskutiert: Die meisten Tiere sind unterernährt und haben schmerzhafte Beinerkrankungen. Tiergerecht oder gar Tierschutzgesetz konform ist das alles sicherlich nicht. Viele Bauern bemerken es noch nicht mal.
Es ist also vergleichbar mit den Darstellungen von Schlachthöfen, in die auch nur glückliche Schweine spazieren. Kein Wunder also, dass der Aufruhr riesig war, den Katjes mit seinem Werbespot verursachte:
Die Milchindustrie fühlte sich verunglimpft. Aua. So ein Spot muß ja verboten werden! Wurde er aber nicht und die Empörung ebbte wieder ab. Und, hat sich was verändert? Nö.
Was muß eigentlich noch passieren?
Aber schauen wir doch mal in die jüngere Vergangenheit zurück. Was wir den armen Viechern angetan haben. In England, bekanntermaßen kein Land für gutes Essen, hat man dem Milchvieh – weil es ja Protein reiches Futter brauchte – einfach Tiermehl untergemischt. Einem konsequenten Veganer also Fleisch eingeflößt und dazu noch von verwandten Rassen. Das Resultat ist bekannt: Mad Cow Disease – Rinderwahnsinn. Eigentlich das falsche Wort, denn als wahnsinnig sollte man eher diejenigen ansehen, die den Kühen Fleisch zu fressen gegeben haben.
Haben wir gelernt? Nö, warum auch?
Heute verfüttern wir Soja als Proteinquelle und Erdölprodukte, wie Propylenglycol.
1,2-Propandiol zur Milchviehfütterung
Ja, es stimmt. Bei Wikipedia könnt Ihr es nachlesen. Oder bei atco, oder bei btc-europe. Letztere sind Futtermittelhersteller.
Unsere „Hochleistungskühe“ geben etwa 50 Liter Milch pro Tag. Um einer Ketose (also den Abbau von Fett und Muskeln) vorzubeugen wird energiereiches Futter gegeben. Und je billige desto besser. Deswegen Propylenglycol, der Stoff, der z.B. von Dow Chemical in Stade aus Propylenoxid hergestellt wird. Propylenoxid ist eine Substanz aus der Petrochemie aus dem C3 Syntheseweg. Meine Schwester, sie arbeitet in Stade, nennt ihn auch den Überall-Stoff. Besorgte TierhalterInnen fragen da bei Nestlé schon mal nach:
Purina als Marke des Konzerns Nestlé füttert unsere Haustiere. Dort sind die Pfötchenbesitzerinnen sehr kritisch wenn es um die Inhaltsstoffe geht. Warum aber nicht als KonsumentInnen?
Correctiv zur Milcherzeugung
Das Magazin Correctiv hat diesem Wahnsinn einen umfangreichen Beitrag gewidmet und deckt auf, wie die Milchlobby, systematisch das Produkt „Milch“ platziert hat. Dabei betrachten sie auch die gravierenden Umweltaspekte, die ebenfalls systematisch verschwiegen werden.
Wieviele Katjes-Werbespots und Corretiv-Artikel braucht es eigentlich noch, um die Massenvergewaltigungen, die Dauerschwangerschaften “Minderjähriger” und das Leid der Kühe und Kälber abzuschaffen? Dass es geht, zeigt doch Hipp. Der sehr authentisch nicht nur Menschenkinder-Nahrung produziert, sondern auch das Wohl des tierischen Nachwuchses im Blick hat.
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