Was Schweine uns zu sagen haben
Haben Schweine – ja Tiere überhaupt! – eine Sprache? Diese Frage treibt die Menschen – oder zumindest einige unserer Spezies – schon länger um. Dabei geht es aber meistens um die Kommunikation der Tiere mit uns Menschen und weniger um die innerhalb einer Spezies oder sogar Spezies übergreifend. Aber, warum sollte Tiere mit uns sprechen wollen?
Die Sprache der Tiere – mehr als „wuff“ und „miau“
Wir Menschen vergessen in der Kommunikation mit Tieren leicht, dass Tiere nicht ausschließlich mit Lauten miteinander kommunizieren, sondern ein großes Repertoire an Körpersprache besitzen und zusätzlich Duft als Kommunikationsmittel einsetzen. Manche Fachleute behaupten sogar, dass Tiere die Lautspreche extra für uns Menschen verfeinert haben.
Aber auch Wildtiere an Land, im Wasser oder in der Luft haben spezielle Laute, mit denen sie sich verständigen. Viele von denen sind für uns Menschen gar nicht wahrnehmbar.
Aber, warum interessiert uns so sehr, ob Tiere sprechen können?
Intelligenz und Sprache
Als bekannteste Vertreterin der Kommunikation von Tieren mit Menschen darf die Gorilla Dame Koko angesehen werden, die sich in Gebärdensprache mit ihren menschlichen Pflegern unterhalten konnte. Koko wurde in Gefangenschaft geboren und starb auch dort. In frühester Jugend begann man, ihr Gebärdensprache beizubringen.
YouTube Video, das angeblich zur COP21 veröffentlicht wurde…
Haus-, Zoo- und Nutztiere
Ok, Koko hat sprechen zwar gelernt. Wie stellt es sich aber dar, wenn die Tiere nicht darauf geschult werden, mit uns zu sprechen. Was „sagen“ sie dann? Können wir etwas lernen darüber, ob es ihnen gut geht? Können sie uns, ähnlich wie Koko, an einem reichen Gefühlsleben teilhaben lassen?
Die Tierrechtsorganisation peta zitiert Marc Bekoff, der schon 2000 in seinem wissenschaftlichen Artikel Animal Emotions: Exploring Passionate Natures zeigte, dass wir Menschen bei weitem nicht alleine mit unserem Gefühlsleben sind. „Die aktuelle Forschung liefert überzeugende Beweise dafür, dass zumindest einige Tiere wahrscheinlich eine ganze Reihe von Emotionen empfinden, darunter Angst, Freude, Glück, Scham, Verlegenheit, Ärger, Eifersucht, Wut, Zorn, Liebe, Freude, Mitgefühl, Respekt, Erleichterung, Ekel, Traurigkeit, Verzweiflung und Trauer.“
Ja, Tiere haben nicht nur Gefühle, sie auch können ihren Gefühlen Ausdruck geben. Das sind schockierende Erkenntnisse. Die dann die Fragen aufwerfen, wie es denn vereinbar ist, fühlende Lebewesen in Zoos und zu Hause halten – zu Unterhaltung, oder in Ställen – zur Nahrung.
“You mean you EAT animals?”
Erinnert Ihr Euch an den tollen Social-Media Clip, in dem zwei Männer von zwei außerirdischen Frauen mit in ihr Raumschiff genommen wurden? Die Damen befragten die Herren nach ihren Gewohnheiten auf der Erde und setzt sie dann wieder auf der Erde aus.
Wenn wir also wissen, dass Tiere Gefühle haben sie auch ausdrücken können, warum essen wir sie dann? Weil ein Schnitzel so lecker ist?
Genau. Und weil Schnitzel so lecker sind, haben wir die Haltungsformen verbessert und bio gibt‘s auch. Geht es den Tieren dann besser, zumindest bis zum Schlachthof?
Diese Arbeit ist bisher nicht so sehr aufgefallen, bis der NDR sie in eine Dokumentation zum Tierschutz für Nutzschweine eingebunden hat.
Die Sprache der Schweine entschlüsselt
Um nachzuweisen, welche Gefühle Schweine kommunizieren haben in der Arbeitsgruppe von Elodie Briefer am Biologischen Institut der Universität in Copenhagen WissenschaftlerInnen der Behavioural Ecology Group die KI trainiert, Schweinelaute den entsprechenden Emotionen zuzuordnen.
“Das stimmliche Repertoire von Ferkeln wird hier zum ersten Mal vollständig durch eine quantitative akustische Analyse beschrieben. Die Analyse zeigt, dass Cluster akustisch ähnlicher Vokalausdrücke es ermöglichen, entweder zwei oder fünf Ruftypen im Ferkelrepertoire zu identifizieren, obwohl diese Ruftypen eher verschwommen als streng getrennt sind. Die Beschreibung von fünf Ruftypen stimmt gut mit bereits veröffentlichten Teilrepertoires in bestimmten Situationen überein. Es gibt klare Zusammenhänge zwischen der Art der Situation und dem Stimmausdruck in dieser Situation, wobei jede Situation durch den Stimmausdruck identifizierbar ist. Diese Zusammenhänge lassen sich sowohl mit einer Reihe quantitativer akustischer Variablen als auch durch die Einteilung in Ruftypen angemessen beschreiben.”
Das kann nun auch Elodie Briefer bestätigen. „Die in der vorliegenden Studie durch Clusteranalyse ermittelte Lösung mit fünf Ruftypen unterteilte die Rufe nach ihrer Frequenzmodulation und Entropie (Tonalität). Die hohen, langen, tonalen HFm-Rufe mit starker positiver Frequenzmodulation entsprechen den „Schreien“. HFs-Rufe ohne Frequenzmodulation entsprechen dem „Quietschen“. Unsere mäßig tonalen und mitteltönigen LFt-Rufe entsprechen „krächzenden“ Rufen. Die atonalen modulierten LFm-Rufe mit niedriger Tonhöhe entsprechen „hohen“ Grunzern und die stabilen atonalen LFs-Rufe mit sehr niedriger Tonhöhe entsprechen „tiefen“ Grunzern.”
Eine Frage der Haltung?
Die Forschergruppe untersuchte im Praxistest wie sich die verschiedene Haltungsformen von Schweinen auf deren Gefühlsleben auswirken. Die ernüchternde Erkenntnis: Nur in der Freilandhaltung ging es den Tieren wirklich gut und in einem konventionellen Betrieb, in dem sich der Bauer (Eiken Struve aus Esgrus in Schleswig-Holstein) die Zeit nahm, mit seinen Tieren zu sprechen und sie zu kraulen. Die KI versagte aber völlig bei der Auswertung der Töne im Transport zum Schlachthof.
Aber liebe Leserinnen, wenn Ihr den Beitrag des NDR gesehen habt, könnt auch Ihr ohne viel Training erkennen, wie es im Transporter zugeht.
Was sagen die Schweine denn nun?
Hört endlich hin! Hört endlich zu! Ganz ehrlich, warum brauchen wir eine KI, die mühevoll trainiert werden muss, dann eine gute – nämlich 92%ige – Genauigkeit in der Zuordnung der Laute erreicht, aber bei lauten Umgebungsgeräuschen in Ställen versagt und beim Tiertransport dann komplett. Man hätte auch ein menschliches Panel trainieren können, das dann auch die letzte Strecke zur Schlachtung sauber interpretiert hätte. Lebensbedrohlich mit lauten hochfrequenten Schreien.
Noch Fragen?
Ja, ich würde gerne wissen, wie es Bauer Struve geht, der seine Schweine streichelt, bevor sie dann ermordet werden.
Bildnachweis
Titelbild zusammengesetzt mit Material aus elements.envato.com mit freundlicher Unterstützung von https://liliesnbirds.eu/.
Petra G.
23/12/2024 @ 13:45
‼️Nur weil es Tiere sind ,sollen sie keine Emotionen haben❓
Wer ist eigentlich dieser Mensch der sich hinaufschwingt , über alles herrschen und wissen will❓
Natürlich haben Tiere Gefühle,
es sind Lebewesen, in jeder kleinen Brust schlägt ein Herz .
Alle Tiere empfinden Schmerzen, Freude, Leid, Ängste ganz eindeutig,
dass wurde in vielen wissenschaftlichen Tier-Studien nachgewiesen.
Auch Fische haben Emotionen!
Sie erkennen Menschen wieder.
Man spricht den Tieren die Gefühle oft ab ,
was eine totale Katastrophe ist ,
und nur deshalb weil sie keine ,,MIMIK,, besitzen ❓‼️
Der Mensch ist einfach nur ein überhebliches und arrogantes Wesen.
Ghita
23/12/2024 @ 18:31
Liebe Petra,
ich verstehe Deine Emotionen total. Ja, und auch wir im Redaktionsteam sind der Meinung, das Tiere Gefühle haben und sie auch ausdrücken können. Das sollte auch die Erkenntnis aus unserem Artikel sein. Ja und eigentlich auch, dass wir Menschen in der Lage sind, tierische Gefühle zu verstehen. Wir brauchen dafür nicht den Filter der KI. Wir müssen nur zuhören. In diesem Sinne wünsche ich Dir ein friedvolles Weihnachtsfest. LG Ghita