Volkskrankheiten verbieten!
Hallo Karl, lass uns mal reden. So über Deine Gesetze. Gesundes Herz Gesetz. Wow, Gesundheit verordnet vom Minister himself. Du weißt aber schon, dass Deine Koalitionspartner von der FDP das gar nicht gut finden werden. Deren Slogan ist ja, der Bürger weiß selbst am besten, was ihm gut tut. Mach schon mal eine Gedankennotiz, darauf komme ich später noch mal zurück.
Im Prinzip hast Du ja recht zu sagen, dass die häufigste Todesursache in Deutschland angegangen werden sollte.
Jetzt soll also ein gesundes Herz Gesetz helfen. So wie das gute Kita Gesetz? Das gute Arbeit Gesetzt? Oder gar das gute Zukunft Gesetz? Das kling fast so, als müsste man als Politiker nur ein „gutes“ Gesetz machen und dann – chacka! – ist alles gut. Echt jetzt?
Sterbestatistiken im Trend
Du liest ja offenbar Sterbestatistiken gerne. Die gibt es auch in The Lancet . Dort haben ForscherInnen untersucht, wie sich die Ernährung auf die Gesundheit auswirkt. Krass, nicht? Und sie können bestimmte Nahrungsmittel mit der Mortalität korrelieren. Kochsalz zB, chemisch NaCl, ist definitiv ein Killer. Es erzeugt Bluthochdruck, eine Herz-Kreislauf- Erkrankung. Und auch Du, Karl, so habe ich es mir sagen lassen, verzichtest ja auf Salz. Machst Du jetzt Dein Steckenpferd zum Gesetz?
Und Karl, war diese Statistik der Grund, warum Du kein Salz zu Dir nimmst? Du weiß als Arzt aber schon, dass es so was wie eine physiologische Kochsalzlösung gibt? Denn Elektrolyte sind ja auch wichtig…
Echte Volkskrankheiten
Aber lass uns doch mal über die anderen Volkskrankheiten reden, also nicht nur Herz-Kreislauf, sondern auch Diabetes und metabolisches Syndrom. Diese sind in der Todesstatistik nicht so einfach aufzufinden wie Herz-Kreislauf, weil sie langsam töten, sehr langsam. Vorher allerding bescheren sie dem Staat noch einen großen Volkswirtschaftlichen Schaden. Der Pharmaindustrie dagegen …. Genau: hohe Gewinne.
Ich war im April online bei der Veranstaltung Zeit für X „Gesundheit und Ernährung“ dabei, die sich mit dem Thema Diabetes befasste. Beim Einloggen fiel mir auf, wie sehr auch die Tech-Unternehmen (hier Apple) an dieser Krankheit verdienen. Am Ende sprach auch Dein Kollege, der Bundeslandwirtschaftsminister, der das Ringen um eine Zuckersteuer (schau auch mal hier) als demokratischen Diskurs hinstellte – mir wurde schlecht – und gekotzt habe ich dann als Andrew Ullmann, Arzt!! und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP sagte, man dürfe die BürgerInnen nicht bevormunden.
Gesunde Ernährung – gesunde Menschen
Du hast Deine Gedankennotiz bereit? Ich finde auch, man sollte uns BürgerInnen nicht bevormunden, aber Du solltest sie auch nicht für dumm verkaufen.
Viele der sogenannten Volkskrankheiten ließen sich mit einfachen Mitteln unter Kontrolle bringen: gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein gutes soziales Umfeld.
Das kann man nicht verordnen, aber fördern. Gerade bei der Ernährung – und vielleicht läufst Du da bei Cem ja offene Türen ein – kann man ansetzen. Und zwar dort, wo das Geld verdient wird: Mit einer Zuckersteuer, definitiv. Alkohol verteuern, MwSt bei Gemüse reduzieren oder ganz streichen. Und dann wäre da noch der Klimaschutz: Denn was nützt uns Menschen ein gesundes Herz, wenn die Ökosysteme der Erde kollabieren.
Klimaschutz ist Gesundheitsvorsorge
Als Zahlenfrettchen habe ich während der Corona-Pandemie regelmäßig die Daten des statistischen Bundesamtes gesichtet, auch um zu sehen, wo denn dieses Massensterben statt gefunden hat. Das habe ich nicht gefunden, dafür aber andere. Die Grippewellen 2017 und 2018 zum Beispiel und die Hitzetoten der Jahre 2018-2020.
Gesunde Ernährung, Bewegung und Klimaschutz darum sollte es gehen. Und Du weißt jetzt, warum Dein Gesetzesvorhaben ein Schuß in den Ofen ist.
Viele Grüße, Dein wurstend.
Bildnachweise
Titelbild zusammen gesetzt aus einem Beitrag des ZDF https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/lauterbach-hitzeschutz-suizide-strategie-ankuendigungen-100.html, die als Bildquelle dpa angeben und dem Herz aus element.envato.com mit freundlicher Unterstützung von lilies n’ birds.