Wie Gates? Klimarettung umsetzen!
Bill Gates ist sicherlich derzeit eine der Personen, die am meisten polarisiert. Er hat zu allem eine Meinung und vor allem hat er Geld. Jetzt hat er sich der Klimarettung angenommen und beschreibt in seinem neuesten Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“, herausgegeben von Piper, 22 €.
Ok, es ist nicht einfach, schon gar nicht, wenn man zu den reichsten Menschen der Welt gehört, den anderen zu sagen, wie es geht. Das hat schon nicht geklappt bei den Impfprogrammen in Afrika , dem planetaren Backup von Saatgutbanken und bei der Einberufung des Szenarios 201, das dann nur ein halbes Jahr später wahr geworden ist.
„Hey, Bill, ich hab’ da ‘ne Idee zur Klimarettung!“
Aber könnte es nicht sein, dass er Dinge weiß, die wir Normalos gar nicht erzählt bekommen? Ich kann mir gut vorstellen, dass an seiner Türe viele Leute anklopfen und sagen: „Hey Bill, ich hab’ da ‘ne Idee. Kannst Du mir helfen?“ Das geht in den USA auch anders als bei uns in Europa. Im Heimatland des Kapitalismus ist Geld nicht ehrenrührig, es zeigt, dass du es kannst. Andere Gallionsfiguren des Klimaschutzes sind Leonardo di Caprio oder Al Gore. Nicht unbekannt und auch nicht unvermögend.
Geld könnte also wirklich helfen.
Warum also stecken diese Leute das nicht in die „tollen“ Projekte, wie es zum Beispiel Elon Musk tut? Eine Batteriefabrik in Brandenburg aufbauen, Raketen für den Weltalltransport bereit stellen oder anderes wildes Zeugs? Vielleicht, weil er wirklich ehrlich bemüht ist, was zu verändern? Schauen wir uns das doch mal an!
Es gibt nicht die EINE Lösung
In zwölf Kapitel benennt Gates die wichtigsten Themengebiete, in denen sich etwas tun muss zur Klimarettung. Das sind, ganz nebenbei bemerkt, auch viele der Punkte, denen wir uns hier bei wurstend widmen. Es geht um Stromerzeugung, Industrieproduktion, Landwirtschaft, Mobilität und Wohnklima. Wie man sich anpassen kann, warum es auf die Politik ankommt, wie ein Plan aussehen könnte und was jede einzelne tun kann.
Klimarettung ist keine “Bill-ige” Sache
Dabei rechnet er beispielhaft vor, was das kostet. Die Vermeidung unseres weltweiten CO2 Ausstoßes pro Jahr. Diesen beziffert er auf 51 Milliarden Tonnen. Für Anhängerinnen von Potenzzahlen: 51 x 109 Tonnen. Kurz, ziemlich viel. Die Kosten überschlägt er auch mit einer Innovation, die er Direct Air Capture nennt (die es noch nicht gibt), mit der CO2 aus der Atmosphäre eliminiert werden kann. Er kommt dabei auf Kosten von 5,1 Billionen Dollar / Jahr. Das sind 5,1 x1012. Das entspricht etwa 6% der globalen Wirtschaftsleistung. Das ist also das Geld, welches pro Jahr in die Hand genommen werden muss, um nach Lösungen zu suchen. Wie gesagt “zu suchen”, denn wir haben sie noch nicht. Die „Technologie“, die wir haben, holzen wir ja gerade wie Geisteskranke ab, siehe unseren Beitrag zum Thema Bäume.
Die Rolle der Politik in der Klimarettung
Gates hat das Erscheinen seines Buches um ein halbes Jahr aufgeschoben, weil nicht sicher war, wer der neue US Präsident würde. Jetzt hat die Biden Regierung den Klimaschutz zur obersten Priorität erhoben. Das gibt der Sache endlich Rückenwind und ist ein guter Zeitpunkt, den Pflock weiter einzutreiben.
Bill Gates sagt dazu in einem Interview in der Zeit vom Februar 2021: „Und leider ist all das, was wir in unseren Volkswirtschaften ändern müssen, so umfassend, dass es sich mit keiner einzelnen Maßnahme erledigen lässt wie mit einem Impfstoff: Verkehr, Stromerzeugung, sogar Teile der Landwirtschaft und des Bauens – dieser Wandel benötigt Jahrzehnte. Daher muss man viel früher damit anfangen, viel größere Summen zu investieren.“
Ich finde es sehr optimistisch, diese Weitsicht von der Politik zu erwarten.
Die Lösungen zur Eindämmung der Folgen des Klimawandels müssen genauso vielfältig sein wie die Ursachen.
Bill Gates ist und bleibt ein Nerd
Dabei legt Bill Gates in diesem Buch den Fokus auf die technischen Entwicklungen. Zwar redet er immer mal wieder darüber, dass wir unsere „Gewohnheiten“ ändern müssen, meint dabei aber meist das Verbrennen fossiler Brennstoffe. Er bekennt sogar selber, dass er Technik affin ist und hat über eine Milliarde Dollar eigens in Lösungsansätze zur Reduktion von Emissionen investiert. Damit spricht er aus meiner Sicht eher Männer an und vielleicht Politikerinnen, die einen schnellen Erfolg vorweisen wollen. Doch die Weltenrettung braucht einen langen Atem und verlässliche Rahmenbedingungen.
Soziale Fairänderung zur Klimarettung
Im Zuge der Weltrettung müssten wir vor allem auch eines tun, einen sozialen Ausgleich schaffen. Eben das, was der Kapitalismus befördert hat, wieder zurück nehmen. Das kommt in diesem Buch allenfalls am Rande vor, auch, wenn sich Bill Gates gerne in Afrika aufhält, um dort Gutes zu tun. Elektrizität alleine wird es nicht bringen. Er hat eben mehr die Ökonomie der „Alten Welt“ im Blick.
Wer sollte dieses Buch lesen?
Ehrlich, ich bin enttäuscht von diesem Buch. Alleine, dass Bill Gates damit wirbt, dass es nur 230 Seiten hat (siehe Abbildung) – dafür gibt es gar nicht genügend Empörungs-Emojis! Er beleuchtet den Stand der Technik nur sehr grob und fokussiert auf die CO2 Emissionen. Löblich zwar, denn es ist ein Anfang. Für diejenigen, die sich schon länger mit dem Thema Klima beschäftigen aber nicht genug. Für seine amerikanischen Landsleute aber kann dieses Buch der „eye-opener“ sein. Vor allem für diejenigen, die bisher Trumps Märchen glaubten.
Doch am Ende des Buches gibt er auch praktische Hinweise jenseits der Politik. Was wir tun können, jede selber, als Bürgerin, Verbraucherin, Arbeitgeberin. Da könnt Ihr uns auch auf #wurstend folgen ;-).
Aber alle kleinen Bemühungen, die wir als Privatpersonen versuchen in unserem Leben umzusetzen, sind nichts dagegen, was erreicht werden kann, wenn die Politik endlich die Dinge vernünftig umsetzt.
Für die wichtigste Message halte ich deswegen den Apell, endlich eine faktenbasierte Diskussion zu führen.