22 01 2021

Wann kommt der Impfstoff gegen den Klimawandel?

Foto: wurstend & Unsplash

Jetzt ist er da, endlich zu gelassen, der Impfstoff von BioNtech/Pfizer – gegen Corona. Die Entwicklung ging erfreulich schnell und verspricht eine gute Wirksamkeit. Dann können wir uns wieder dem Alltag widmen. Alltag? Nach Corona? Das heißt Klimawandel.

Vorher sollten wir uns aber noch ansehen, was Corona sichtbar gemacht hat jenseits der Infektionsskandale in Schlachthäusern und Pflegeeinrichtungen. Und was das für den Umgang der Politik mit dem Klimawandel bedeutet.

Wir waren gewarnt und haben nichts getan

In den nationalen Katastrophenplänen (1) wurde 2012 eine Variante eines SARS Coronavirus beschrieben, der eine Pandemie auslöst. Dazu gab es verschiedene Szenarien, wie sich das Virus verbreiten und welche Bevölkerungsgruppen am heftigsten betroffen sein würden. Aber als das Virus da war, waren wir alle „überrascht“ – und nicht vorbereitet (2, 3)

Auch für den Klimawandel gibt es Entwicklungsszenarien, erste davon liegen seit fast 50 Jahre vor und sind öffentlich einsehbar:

1972 beschrieb der Club of Rome das Ende des Wachstums (4).
1978 Hoimar von Ditfurth erklärt im ZDF eindrucksvoll, wie der Klimawandel zu Stande kommt (5).
1992 Weltklimagipfel in Rio de Janeiro, auf dem Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung beschlossen wurden (6).
Auch der Weltklimarat IPCC berät seit 1988 weltweit die Regierungen und veröffentlicht regelmäßig Berichte (7).

Kurz, Warnungen gibt es genügend. Was ist passiert? Verschiedene Übereinkünfte wurden einberufen, um die dann schon eingetretene globale Erwärmung zu begrenzen. Alles auf freiwilliger Basis, was im Endeffekt bedeutet – NICHTS.

Wenn wir das jetzt vergleichen mit der Planlosigkeit und der gleichzeitigen Rigorosität der Umsetzung von Maßnahmen in der Corona Krise, die ja immerhin erst acht Jahre vorher in den Katastrophenberichten vorhergesagt wurde, was dürfen wir dann in der Klimakrise erwarten? Sie ist schließlich seit 50 Jahren definitiv bekannt.

Fachleute werden nicht gehört

Greta Thunberg forderte in 2019, endlich auf die Fachleute zu hören, den Klimawandel ernst zu nehmen und endlich Maßnahmen zu ergreifen, die ihn wirksam begrenzen. Blicken wir doch mal auf dem Umgang unserer Politiker im Umgang mit Fachexpertise in der Corona Krise.

Anstelle eines aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengesetzten Expertenkommittees dominierten wenige Personen den Diskurs: Drosten und Lauterbach. Wenn andere (Experten) es wagten, die Darstellung der Situation, die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen oder anderes in Frage zu stellen, wurden sie gebasht, als Querulanten abgekanzelt im besten Fall wie Dr. Bhakdi (8). Ganz ähnlich wie die Warnungen der Klimaforscher (9).

Wir stellen uns vor, wie Dr. Von Hirschhausen, einst ein beliebter Fernsehmoderator und jetzt Klimaaktivist auch in irgendeine Ecke verblödeter Querulanten, unzufriedener Rentner dargestellt wird. Und ins kollegiale Abseits gestellt wird.

Es ist einfacher, die demokratischen Grundechte außer Kraft zu setzen….

…. als sich mit Kritik auseinander zu setzen.
Wir sind drauf und dran, Demonstrationen zu verbieten, weil sie von Leuten unterwandert werden könnten (Sommer in Berlin) oder Personen ohne Maske mitdemonstrieren. Es ist einfacher das Infektionsschutzgesetz zu verabschieden. Wir fordern von den BürgerInnen Einschränkungen, wer kritisch fragt, fliegt raus, gilt sofort als Coronaleugner. Statt Solidarität erleben wir, dass das WIR gegen DIE erfolgreich in der Deutschen Öffentlichkeit etabliert wurde (#Fußgängerzonenbefragung). Eine kritische, aufklärende und hinterfragende Medienlandschaft fehlt.

FFF Demos halten sich an die Regel, eXtinction Rebellion nicht. Berichtet wird über beide Veranstaltungen nur am Rande. Eine Berichterstattung über den Klimawandel und eine Beteiligung von PolitikerInnen und BürgerInnen – nada.

Impfstoff: Solidarität nicht vorhanden

In der Corona Krise starben nicht nur Menschen, es starb auch meine Hoffnung, Europa könne tatsächlich einig handeln. Gegen das Verhalten der EU Mitgliedsstaaten im Frühjahr 2020 sieht selbst die America first Politik von Donald Trump blass aus. Wir haben es geschafft, wichtige Errungenschaften wie Freizügigkeit und Binnenmarkt innerhalb weniger Tage abzuschaffen. Grenzen wurden geschlossen, Personen kontrolliert. Anstelle eines gemeinsamen Handelns wurden die Entscheidungen fraktalisiert und ein ungesunder Nationalstolz wieder hochgehalten. „Wir haben die Krise besser gemeistert als…“

Der Klimawandel macht vor den Grenzen der Nationalstaaten genauso wenig Halt wie eine Pandemie. Die Stürme werden über das gesamte Festland ziehen und der Meeresspiegel erhöht sich überall. Überall auf der Welt. Auch das Spiel des globalen Nordens gegen den globalen Süden in der Verteilung des Corona- Impfstoffes ist ein Zeichen dieser Nationalstaatlichkeit. Selbst die UN sind dagegen machtlos.

Die Lehren für den Klimawandel?

Ehrlich? Keine guten Aussichten. Wenn wir tatsächlich ENDLICH Maßnahmen umsetzen wollen, die den Klimawandel verlangsamen (von stoppen wagt ja niemand mehr zu reden), dann sind unsere demokratischen Volksvertreter offenbar ungeeignet. Nicht nur hier in Deutschland, global. Niemand traut sich, drastische Maßnahmen wie eine HOHE CO₂ Steuer umzusetzen. Industrielle Massentierhaltung mit ihrem immensen Methanausstoß abzuschaffen, Ackergifte zu verbieten.

Im Gegenteil, internationale Verflechtungen und Handelsabkommen dienen derzeit nur der Gewinnmaximierung einiger weniger. Ökologische Standards werden darin nicht eingefordert. Es werden weiter Lobbyinteressen bedient.

Darauf zu warten, dass jetzt ein einzelner Staat vorangeht, ist illusorisch. Wir müssen uns – jeder selbst – in den Arsch treten und gegen die Untätigkeit der Politik im Klimawandel aufstehen. Denn es wird weder eine Pille geben, die den Klimawandel abbremst, noch einen Impfstoff. Denn so weit sollte es nicht kommen:

Erst, wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluß vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann
Vermeintliche Weissagung derr Cree (10)