Plötzlich gesund!
Gute Nachrichten sind im Hitzesommer 2022 gerade rar. Im Gegenteil, die gesamte Nachrichtenlage kann einen zusätzlich krank machen: Gletscher brechen ab, das Death Valley überflutet, Waldbrände ohne Ende. Die Politik scheint mit anderen Dingen beschäftigt wie mit Infektionsschutzgesetz, 9-Euro Ticket und Gaslieferungen aus woher auch immer. Und dann ist noch Krieg. Da können die vereinbarten Klimaziele schon mal aus den Augen verloren gehen. Besonders, was deren Umsetzung in der Praxis bedeuten würde. Und was, wenn wir es tun? Was würde passieren? Vielleicht wäre es gar nicht so schwer und kompliziert und vielleicht – wären wir plötzlich gesund!
Mobilität auf neue Füße stellen
Eine der gerade am heftigsten geführten Debatten ist die um die Transformation in der Mobilität. Dabei ist die FDP offenbar zwiegespalten. Denn während Herr Lindner seinen Porsche und „freie Fahrt für freie Bürger“ verteidigt und die Verlängerung des 9 Euro Tickets ablehnt, fordert diese Partei auch „Die Mobilität muß zum Menschen passen“. Es scheint so, als ob sich in der FDP die Lösungen der gesellschaftlichen Transformation verheddern. Dabei findet die Mobilität nicht überwiegend auf Autobahnen und Bahntrassen statt, sondern in den Städten. Hannover oder Tübingen (ja, die schon wieder) machen es vor: Sie „verbannen“ den Autoverkehr aus den Innenstädten, indem sie das Parken verteuern oder die Verkehrsführung unattraktiv machen. Gleichzeitig fördern sie den Nahverkehr und die sogenannte Alltagsmobilität. Unter letzterer versteht man das Zu-Fuß-Gehen. Das schlägt mir übrigens auch die App der Ruhrbahn vor, wenn ich zu meiner Freundin mit den Öffis gelangen möchte – 40 Minuten Fußweg. Schlechter Scherz, ZÄPP.
Aber was, wenn wir es der FDP mal zeigen würden? Das Auto stehen lassen und kurze Distanzen mit dem Rad oder zu Fuß bewältigen? 40% der mit dem PKW zurück gelegten Strecken dienen übrigens der Freizeit erst danach kommt die Fahrt zur Arbeit. In den Städten selbst sind über 60% der CO2 Emissionen auf PKWs zurück zu führen. Da ließe sich also echt was machen.
Autofahren in den Städten ist sowieso ein schwieriges Thema. Dabei sind es gar nicht die gefahrenen Strecken, sondern das Parken, was es so langwierig macht. Da ist man mit dem Rad von Tür zu Tür einfach schneller. Und stellen wir uns einfach vor, 80% der Wege unter 5 km mit dem Rad oder zu Fuß zu erledigen. Wir wären mehr an der frischen Luft, hätten eine bessere Kondition und trainieren ganz nebenbei unseren Herzmuskel.
Natürlich wäre das nicht für jede Frau machbar, denn im ländlichen Bereich sind die Strecken länger. Aber deswegen nicht anzufangen, gilt nicht.
Ernährung, Landwirtschaft und unser Konsumverhalten
Bei der Ernährung ging es bisher um nichts anderes als den Vierklang von Geschmack, Genuss, Vergnügen und Luxus. Das gemeinsame Essen mit Freunden in der WG Küche oder der Grillabend im eigenen Garten. Nahrung ist auch Geselligkeit. Wären da nicht die VeganerInnen, die mit ihrem Verzicht schon mal die Stimmung zum kippen bringen. Dabei ist hier der Hebel, den wir VerbraucherInnen haben, der größte. Und diese Transformation ist nur zu kleinen Teilen auch Verzicht, sie ist vor allem eine Fairänderung. Zu dem gesamten Ernährungskomplex liegen viele fundierte Daten vor. Einer der wichtigsten Beiträge im Kampf gegen den Klimawandel kommt aus der Landwirtschaft – wenn wir sie ändern. Bisher nämlich hat sie – gefördert von der EU – alles gemacht den Klimawandel zu verschärfen und ökologische Schäden (Abholzung des Regenwaldes) ins Ausland zu verlagern.
Es sind natürlich nicht die LandwirtInnen alleine, denn innerhalb der Wertschöpfungskette „Nahrung“ ist die weiter verarbeitende Industrie ein wichtiger Faktor. Sie will billig einkaufen und teuer verkaufen. An uns ….
Doch Expertinnen sind sich einig: Es muß sich alles ändern. Der Beitrag, den wir nun dazu leisten können ist, wie wir unsere Nahrung zusammen stellen. Zum Beispiel nach den Regeln der Planetary Health Diet, die sich zu 50% aus Gemüse und Obst zusammen setzt.
Aber aufgepaßt! Bei der Planetary Health Diet: Dort kommen Fertigpizzen genauso wenig vor, wie Pommes oder Burger. Frisch gekocht heißt es hier und mindestens 50% aus Obst und Gemüse! Das ist ein Horror für die Lebensmittelkonzerne, die erheblichen Umsatz mit Fertigprodukten machen. Außer dem Anbau von Lebensmitteln muß sich also auch unser Verbrauch ändern und zwar weg von Convenience Food hin zu frisch zubereitet. Wer sich näher informieren möchte, wie das alles geht, kann das zB bei der Food Change Academy machen.
Und es lohnt sich: Weniger Herz-Kreislauf Erkrankungen, weniger Übergewicht, weniger Diabetes.
Naturschutz und Gesundheit enge Verbündete im Klimawandel
Wenn es einen Arzt gibt, der die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit medienwirksam benennt, dann ist das Eckart von Hirschhausen. Gleichzeitig zeigen die Hitzewellen der vergangenen Sommer, wohin die Reise geht. Hitze ist weltweit ein brennendes Problem. Gerade in Städten und Bereichen mit hoher Versiegelung heizt sich die Umgebung noch mal stärker auf. Das sind Schottergärten genauso wie große Plätze ohne Vegetation. In den Nächten kühlt es nicht mehr ab und sogenannte Tropennächte belasten den Kreislauf noch mal mehr.
Aber auch hier haben wir es selber in der Hand und können was tun: Bäume pflanzen und pflegen, besonders aber den Bestand erhalten. Gärten naturnah gestalten und mehr Grün in die Städte bringen. Dazu zählen Fassadenbegrünungen genauso wie die Umgestaltung des Parkraums fürs Auto in bunte Staudenbeete. Denn es ist ernst.
Der Erhalt von Grünflächen, sei es nun Wälder oder Parks und Naturschutzgebiete ist essentiell. Denn nur, wenn es für Tier und Mensch Rückzugsmöglichkeiten gibt, können wir unsere Gesundheit erhalten.
Plötzlich gesund! Aber was ist mit der Wirtschaft?
Würde wir alleine in den drei Bereichen – Mobilität, Ernährung, Umweltschutz – Veränderungen annehmen und umsetzen, wäre es nicht nur gut im Kampf gegen den Klimawandel. Denn wir wären plötzlich alle gesund. Mehr Bewegung, weniger Übergewicht, höherer Fitness Level. Die Umgebung wäre schön und würde zum Verweilen einladen. Es stellt sich die Gretchenfrage: Wenn wir es also alles wissen und es dazu noch gut für uns ist warum tun wir es nicht? Ein Facebook Zitat bringt es auf den Punkt:
Im Facebook Posting geht es aber noch weiter. Es zeigt, wie die Wirtschaft von Fast-Food profitiert….. “Im Gegenteil, jede neue McDonald-Verkaufsstelle schafft mindestens 30 Arbeitsplätze, da für sie 10 Kardiologen, 10 Zahnärzte, 10 Diätologen und Ernährungswissenschaftler arbeiten, und natürlich auch die Leute, die im Geschäft arbeiten. Wähle vorsichtig: Fahrradfahrer oder McDonald? Es lohnt sich, darüber nachzudenken.”
In allen Krisen ist es die Wirtschaft, die – Gott sei bei uns – keinen Schaden nehmen darf. Allerdings: sollen wir zum Wohle der Wirtschaft krank werden? Oder fett bleiben? Wohl eher nicht! Also mehr Rad fahren, gesünder essen und mithelfen bei der Begrünung unserer Umwelt!