Eine großartige Tugend – Sparsamkeit
Ein Kommentar von Ghita
Offenbar mußte erst mal Väterchen P. mit der Panzerfaust auf den Tisch hauen, um den Westen aus dem Wohlstandskoma aufzurütteln. Was? Wir sind abhängig von russischen Energieimporten? Wie aus einem schlechten Traum erwachten wir, um dann fest zu stellen: Es ist kein Traum. Dann – reflexhaft – holen wir das Gespenst der Rezession aus der Mottenkiste und tragen es wie eine Monstranz vor uns her. Unsere Wirtschaft? Opfern für den Frieden? Wohlstandseinbußen kosten doch den sozialen Frieden! Das können wir doch nicht riskieren! Und so weiter und so fort.
Nach der Logik der vergangenen 16 Merkel-Jahre stand das Wohlergehen der „Wirtschaft“ immer über allem. Das Diktum war: Geht es der Deutschen Industrie gut, dann ist das Bruttosozialprodukt hoch und es geht damit allen gut. Diejenigen, die das bezweifelten wurden gerne in das politische Abseits befördert. Und diejenigen die CO2 Abgaben forderten, wurden mit der gleichen Argumentationslinie abgebügelt.
Eine nachhaltigere Aufstellung der Wirtschaft, Förderung von erneuerbaren Energien, das Schonen von Ressourcen? Wir ham’s doch!
Ham wir’s noch?
Vor allem haben wir es uns bequem gemacht. Grad so wie es uns im Jahr 2020 die Corona-Werbespots der damaligen Bundesregierung vormachen wollten. Auf dem Sofa mit Netflix-Glotzen die Welt retten, Fertigpizza essen und dann wird alles gut.
Wird es aber nicht.
Wir müssen nur ins Ahrtal schauen, um zu sehen, welche Folgen unsere Untätigkeit hat. Ja, nach Flutkatastrophen sind immer viele Gelder bereit gestellt worden. Für den Aufbau. Nie für die Prävention. Denn in den vergangenen Jahren haben wird alle gesellschaftlich relevanten Bereiche auf Effizienz getrimmt: Kaputtsparen des Katastrophenschutzes und der Bundeswehr bedroht unsere Sicherheit, die Vernachlässigung der Gesundheitssysteme mit ihrer Ausrichtung auf Profitmaximierung bedroht die Gesundheit. Die digitale Aufstellung des öffentlichen Bereiches wie der Ämter und Schulen ist ein Witz. Auf den Äckern werden Lebensmittel überwiegend für Futtermittel und industrielle Zwecke und Energie angebaut, eine Vergiftung von Umwelt, Tier und Mensch mit eingeschlossen. Die gesetzten Klimaziele werden behandelt, als wären sie noch verhandelbar. Die Natur verhandelt aber nicht. Es ist kein Basar, auf dem man mit Feilschen etwas erreicht. Die Natur hält sich an ihre physikalischen Gesetze, emotions- und schonungslos.
Die Eingangsfrage, ob wir sie noch alle haben, sollte hiermit beantwortet sein.
Ressourcen schonen
Nachhaltig ist, dass man nicht nur wenn es knapp wird, spart, sondern auch vorher schon, sich also Ressourcen schonend verhält.. Unsere Vorfahren haben das meist gemacht, denn sie wußten, dass Ernten mal besser, mal schlechter ausfallen. Sie wußten, dass auch unverhofft mal mehr Leute verpflegt werden mussten. Sie haben nicht jeden Tag Fleisch gegessen, sondern nur zu besonderen Gelegenheiten. Und sie haben Kleidung repariert, statt weg zu werfen.
Ganz viele „Tugenden“ gehören darunter, die von meiner Oma noch praktiziert wurden, wie das Einmachen von Früchten und Gemüse oder das Aufessen der Mahlzeit. Doch dann wurde das „Sparen“ belächelt. Meine Ex-Schwägerin sagte in bestem Kölsch: „Do möß nit opäßße, dee Kreech iss derbei.“
Wenn also die Grünen den Veggi-Day forderten, FFF das Tempolimit oder Boris Palmer das Anwohner-Parken verteuert – der Aufschrei in den Medien ist riesig. Und ungerechtfertigt. Nachdem Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Katzbuckeln nach Katar gereist ist und in den Medien gefeiert wurde, dass er als Grüner jetzt eine Politik machen muß, die gegen sein Gewissen ist (und die von der CDU hinterlassen wurde), liest er allen die Leviten:
Schon in den Tagesthemen vom 30. März 2022 spricht der Wirtschaftsminister Tacheles mit uns Bürgerinnen. Auch wir müssen was tun. https://www.youtube.com/watch?v=fUvVJw_mRUA ab Minute: 4:45.
Handeln statt meckern: Sparen statt prassen. Das sind jetzt die Gebote der Stunde. Und die sollten wir dann auch beibehalten. Als Tugend.