Verbrauchertäuschung – so zocken uns die Lebensmittelkonzerne ab
Wo viel Licht, da ist auch viel Schatten. Oder ganz profan, wenn sich mit angesagten Produkten ordentlich Gewinn machen lässt, dann wird auch gerne mal geschummelt. Das nennt man dann Verbrauchertäuschung. Die Verbraucherzentralen decken jedes Jahr erneut die dreistesten Mogelverpackungen auf.
Vegane Joghurts – teure Verpackung
War da nicht mal was mit einer Standardisierung der Verpackungen in Europa? So: Weinflaschen 0,75 Liter, oder Milchkartons 1 Liter? Schokolade immer 100 g? Ja, war mal. Denn seit 2009 darf jeder es so handhaben wie er will. Und das wird auch gemacht ….
Deshalb sollten wir genauer hinsehen. Denn der Joghurt im Becher hat der nun 150 oder nur 125g? Auf den ersten Blick ist er kaum zu unterscheiden. Dreister sind die Verpackungsänderungen bei den veganen Alternativen. Während ein Joghurt aus Kuhmilch derzeit noch üblicherweise in 500 g Bechern angeboten wird, sind die veganen Alternativen fast ausschließlich im 400 g Becher unterwegs. Diese sind optisch kaum von den „großen“ Verwandten zu unterscheiden. Besonders dreist macht es das französische Unternehmen Danone, das mit der Marke Alpro die Lebensmittelregale zupflastert. Den Sojajoghurt „Natur“, der ordentlich Zucker enthält, gibt’s im 500 g Becher (bei Rewe online für 1,79 €). Den vermeintlich gleichen, dafür mit Frucht „ohne Zuckerzusatz“ im 400 g Becher (bei Rewe online 1,99 €). „Honi soit qui mal y pense“ – auf Deutsch: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…..
Wer mogelt am besten?
Ok, wir haben uns daran gewöhnt, dass – weil wir Kühe (und Landwirte) ausbeuten – für 500 g Joghurt 1,19 € bezahlen. Die veganen Alternativen sind in der Regel teurer. Das kann man o.k. finden, weil die „guten“ Start-ups was für unser Klima tun. Und bei Bio legen wir dann zusätzlich noch mal was drauf. Auch verstanden. Nur: die guten Start-ups machen dann einfach den Becher kleiner. Um 20% kleiner. Da ist dann der Moment gekommen, wo ich mich frage: Sind die guten Start-ups wirklich so gut wie sie sich selbst wahrnehmen?
Vorneweg: Es sind kaum Produkte von Start-ups in den großen Ketten vorhanden. Es sind in Wahrheit die altbekannten Konzerne und üblichen Verdächtigen, die wir an anderer Stelle zu vermeiden versuchen
Danone gehört zum Nestlé Konzern und damit auch ihre Marken Alpro und Provamel. Dass groß nicht unbedingt gut ist, haben wir schon bei unserer Verkostung der Milchalternativen bemerkt. Der Trend setzt sich ebenfalls beim veganen Joghurt fort.
Die Bechergrößen der veganen Alternativen reichen von 275 g (Harvest Moon) bis 500 g (Eigenmarken Rewe und Aldi). Besonders die, die im Biomarkt oder übers Internet angeboten werden, zeichnen sich durch kleine Packungen aus. Ökotest hat deswegen die Preise auf 400 g referenziert. Am preiswertesten ist der Sojaghurt von Aldi. Er wird aber abgewertet, weil er Aroma, Vitamine und Phosphate enthält. Der beste Bioghurt ist demnach auch der Teuerste mit 4,19 € für 400 g.
Und wie schmeckt‘s den TesterInnen?
Wir haben uns natürlich vorab die Ergebnisse von Öko-Test angesehen. Unsere Joghurt-Auswahl haben wir nach eigenen, anderen Kriterien ausgewählt. So wollten wir möglichst viele unterschiedliche Basen haben.
Und dann mischte uns noch Daniel seinen „getarnten“ Favoriten unter….
- Andros, 400 g Edeka 17.01.2022. 1,99 €,
- Söbecke, Kokos Natur, 350 g, Denns Biomarkt, 17.01.22, 2,19 €
- Alnatura, Cashew, 400 g, Edeka 17.01.2022. 1,99€
- Made with Luve, Lupine, 400 g, Edeka 17.01.2022. 1,99€
- Alpro, Hafer, 350 g, Rewe, 19.01.22, 1,29 €
- Eigenmarke Rewe, Bio Soja, 500 g, Rewe, 19.01.22, 1,49 €
- Milsa, Soja, 500 g, Aldi Süd 0,99 € aus Daniels Kühlschrank
Um es kurz zu machen: geschmacklich gab es zwei ganz große Verlierer. Die Eigenmarke von Rewe, die wie bereits geronnen aussah. Daher konnten wir beim besten Willen das sehr gute Testergebnis von Ökotest nicht bestätigen. Und Alpro, bei dem das Produkt vergoren schmeckte.
Alle Alternativen werden im Plastikbecher angeboten. Die vermeintliche Umweltfreundlichkeit wird erzielt, indem man die Papp-Banderole getrennt entsorgen kann. Toll! Der Aludeckel und der Plastikbecher bleiben dann immer noch übrig.
Insgesamt zeigen unsere Beispiele eines: Der LEH hält uns KundInnen immer noch für ziemlich doof und behandelt umweltbewusstes Verhalten noch mit einem Preisaufschlag – und zwar einem satten. Ist das moderner Ablasshandel?
Desweiteren ist die Marke Alpro alles andere als transparent. Ökotest hat zwar den Joghurt „Natur ohne Zucker“ getestet, dennoch enthält die Variante „Natur“ Zucker, den man schmecken kann. Für VerbraucherInnen ist es nicht einfach auf der Verpackung zu erkennen. Wenn wir als VerbraucherInnen zu einem Umdenken bewegen werden sollen, dann müssen die Tricksereien aufhören und vor allem die Verbrauchertäuschung, die sich mit Aufpreisen einen fragwürdigen Ablass abknöpfen lässt. Logisch wäre doch, diese Preispolitik umzudrehen: Umwelt und Gesundheit belastende Produkte verteuern, die Guten preiswerter anbieten