Es reicht: Kein Bock mehr auf Krise!
Ein Kommentar.
Die Lösungen der Krise? Die Politikerinnen treffen sich zum Klimagipfel in Sharm El Sheik und die Jecken auf der Straße, Klimaaktivistinnen kleben sich am Asphalt fest oder werfen Kartoffelbrei auf Kunstwerke. Auf der Buchmesse wir das Papier knapp. Der Bundespräsident versucht sich in einer Ruckrede.
Der vergangene Oktober war der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Dieser November sieht so aus, als würde er das noch mal toppen. Dafür Fußball WM in Katar. Dem Land mit dem höchsten pro Kopf CO2 Fußabdruck. Weltweit. Von der fehlenden Umsetzung der Menschenrechte ganz zu schweigen.
Jetzt im Herbst wäre doch eigentlich die Zeit für schöne Bücher, Kerzenschein und heiße Schokolade. Adventsingen, Martinsumzüge und Weihnachtsmarkt. Die Isolationspflicht bei Corona fällt in Bayern, Baden-Würtemberg, Hessen und Schleswig-Holstein. Der Bundesgesundheitsminister ist besorgt.
„Der Klimawandel spielt momentan keine so große Rolle. Der Buchhandel merkt, dass die Kundinnen genug haben von dem ganzen Reigen ständig neuer Krisen.“ Sagt eine Buchhändlerin zu unserer Redakteurin Uli. Ist es deswegen so, dass kaum einer über die Bücher spricht, die Lösungen aufzeigen?
Wir sind am Arsch
Greta Thunberg hat gerade ihr neuestes Buch veröffentlicht. Das hat sie natürlich nicht alles selbst geschrieben, sagte sie sogar Sandra Maischberger, die dafür extra nach Schweden fuhr: Greta kichert viel bei den Fragen, wie auch in dem Interview, das die Zeit im Sommer mit der 19 jährigen führte. Tatsächlich hat die Zeit-Autorin das Buch gelesen und fasst seinen Inhalt so zusammen: „Ich hätte nach dem Lesen gesagt, die wichtigste Botschaft ist: Wir sind am Arsch.“ Das ist nun wirklich nicht komisch, auch nicht, dass die reichsten 10% dieser Erde für 50% der Emissionen verantwortlich sind und die Zeit deswegen die Frage stellte: „Die Lösung der Klimakrise wäre die Abschaffung von Wohlstand?“
Wohlstand abschaffen?
KaptitalismuskritikerInnen fordern schon lange ein wirtschaftliches Umdenken und eine ökologische Ökonomie. Eine der „Urväter“ dieser Forschungsrichtung ist Herman Daly, der schon 1992 forderte, die Wirtschaft müsse effizient, gerecht und nachhaltig sein.
Das war zu Zeiten, in denen nur wenige laut über die Klimakrise nachdachten. Jetzt sind viele neue Bücher erschienen, darüber wie es gelingen kann, noch etwas zu retten. Über Bill Gates hatten wir im vergangenen Jahr berichtet. Die USA tun sich aber noch immer schwer mit der Allokation von Mitteln.
Aus berufenem Munde selbst kommt die Veröffentlichung „Earth4all“, in dem der Club of Rome aufzeigt, wo sich was ändern muss und dass es geht . Wichtigste Forderung auch hier ein anderes Wirtschaften, gerechtere Verteilung der Mittel, Armutsbekämpfung Geschlechtergerechtigkeit und Energiekehrtwende. Sie schließen mit einem Call-to-action und 15 Empfehlungen an die Politik.
Lösungen umsetzen
Die Klimakrise ist keine, die wir verschieben können. Sie ist auch keine, die wir aus Sorge um ihre Komplexität nicht angehen dürfen. Svenja Schulze sagt dazu (im Beileger meiner Wochenzeitung „seventeen goals“) „Wir dürfen mit der Lösung der einen Krise nicht andere verschärfen“. Das klingt für mich nicht nach anpacken.
Aber auch wenn wir keinen Bock mehr auf Krise haben, wir sind mitten drin. Es ist dabei ok, sich mal nicht damit zu beschäftigen. Aber die, die in Verantwortung sind, nämlich unsere Politikerinnen, die müssen sich damit auseinander setzen und mutige globale Lösungen umsetzen.
Denn die Lösungen sind da – man muß es nur machen.
Bildnachweis: Titelbild Büchertisch in Kaarst, Uli Brinkmann